Jubiläumsfest 150 Jahre Turnverein Rüti

Ein heisser Junitag im Jahr 1872. Nach getaner Arbeit sitzen drei Handwerker bei einem Glas Bier im Restaurant Sonnengarten (die Beiz wird im Volksmund auch «Letzter Batzen» genannt) und geben über die kommenden Stunden bis zum Morgengrauen ihren eben letzten Batzen aus. Als sie kurz vor Sonnenaufgang nach Hause kommen, setzt es bei allen dreien gehörig etwas ab. Ihnen wird von den wartenden Gemahlinnen unmissverständlich klar gemacht, dass sie den letzten Zwick an der Geisel hätten und, dass wenn sie ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen, sie sich als geschiedene Männer wiederfinden würden. Die drei beschliessen, ihrem Leben die gewünschte Wendung zu geben und etwas für die körperliche Ertüchtigung zu tun. So versammeln sie sich anfangs Juli mit gut 20 anderen Mannen (bei den meisten war ebenfalls «Matthäus am Letzten»), um über ihre Zukunft zu sinnieren. Bei Süssmost und Mineralwasser werden verschiedene Ideen gewälzt. Schlussendlich wird man sich einig, einen Turnverein zu gründen. Es ist die Geburtsstunde des Turnverein Rüti.

Ein heisser Junitag im Jahr 2022. Am Samstag dem elften, einem strahlenden Bilderbuchsommertag, feiern wir, dank der vorausschauenden Strategie der drei eingangs erwähnten Handwerker, das 150-jährige Jubiläum des TV Rüti.  Die Festgemeinschaft, Turnerinnen und Turner des TV Rüti sowie zahlreiche Ehrengäste und Sponsoren, treffen sich zu einem Apéro unter schattenspendenden Sonnenschirmen. Während wir den eigens kreierten Festwein und die köstlichen Häppchen geniessen, hören wir der Ansprache unseres OK Präsidenten Urs Hossmann zu. Das Läuten einer edel geschmückten Kuhglocke fordert uns auf, für das weitere Programm in die festlich geschmückte Halle zu gehen und an den hübsch dekorierten Tischen Platz zu nehmen.

Peter Luginbühl, der scheidende Gemeindepräsident, hält als eine seiner letzten Amtshandlungen eine eindrückliche Rede. Er lässt die Jahre seit Gründung des TV Rüti Revue passieren, erinnert sich der einen oder anderen Anekdote und hebt vor allem die Wichtigkeit des Vereinslebens hervor. Insbesondere die Förderung des Nachwuchses ist von zentraler Bedeutung, die eindrücklichen Resultate der jungen Turnerinnen und Turner belegen immer wieder, zu welch grossartigen Leistungen sie fähig sind. Im Namen des TV Rüti wünschen wir Peter Luginbühl viel Glück, Erfüllung und vor allem Gesundheit auf seinem weiteren Lebensweg nach der Pensionierung.

Wie kann man Magenknurren verhindern? Ein Tipp besagt, dass man ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen solle und «denken Sie nicht ans Essen». Den ersten Ratschlag haben wir seit Beginn des Festes genauestens befolgt, jetzt aber zieht ein unwiderstehlicher Duft durch die Halle, und ich denke unweigerlich an die drei schönsten Worte der Welt: Essen ist fertig. Vor der Halle sind an zwei Smokern die Auftragsgriller am Werk. Angesichts der stattlichen Rindsfilets, welche auf dem Grill liegen, muss davon ausgegangen werden, dass diese Köche nicht viel von Carpaccio halten. Es gibt alles, was der Magen begehrt – Lammchops, Fisch, Kartoffeln und Gemüse. Dazu frische und farbenfrohe Salate um neben der Protein- auch die Vitaminzufuhr zu sichern.

   

Nach einer kurzen Verdauungspause folgt die Fahnenweihe als Höhepunkt des Jubiläumsanlasses. Die Fahnenweihe folgt einem festgelegten Ablauf durch welchen der Präsident des TV Rüti, Markus Rivellini, führt. Es ist ein farbenfrohes Bild, welche die Fahnendelegationen des TV Wetzikon, des TV Dürnten und der Hilaria Rüti abgeben. Adrian Langenauer, frisch gewählter Präsident des TV Bubikon und zugleich der Fahnengötti, bedankt sich in seiner mit viel Witz und Charme gespickten Rede für die ihm widerfahrene Ehre. Die Buebiker bringen ganz der Tradition folgend ein Geschenk mit in Form des Fahnentraggurtes. Für den Fähnrich gibt es ein Bier, damit er der Fahne den richtigen Schwung verleihe. Unser Präsident wird mit einem Sonnenschirm samt Klappstuhl beschenkt, so könne er das nächste Turnfest immer im angenehm kühlen Schatten verbringen.

Im Folgenden würdigt Marc Rivellini die alte Fahne, welche uns 37 Jahre begleitet hat. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass die erste Fahnenweihe am 6. Oktober 1872 im Turnerschopf im Neugüetlipark (heutiger Felsberg) stattgefunden hat. Der «Freisinnige» schrieb dannzumal, dass der neugegründete Turnverein von hiesigen Frauenzimmern seine erste Fahne erhalten hat, wohl als Anerkennung für die nun geläuterten Mannen. Aber zurück in die heutige Zeit. Begleitet vom Fahnenmarsch wird die neue Fahne von der Delegation des Fahnengöttis feierlich entrollt. Während sie von unserem Präsidenten begrüsst wird, präsentiert sie sich stolz in ihren leuchtenden Farben und im neuen Logo des TV Rüti. Die Fahne symbolisiert unsere turnerischen Werte, welche wir auch mit der alten Fahne hochgehalten haben. Nach dem Fahnengruss zwischen der neuen und der alten Fahne wird diese ein letztes Mal eingerollt. Jetzt ist die Reihe an den anwesenden Fahnendelegationen, unsere neue Fahne in ihrer Mitte willkommen zu heissen. Marc Rivellini bedankt sich bei den vielen Ehrenmitglieder und vor allem Sponsoren, welche den Kauf der neuen Fahne ermöglicht haben.

Aber Moment, da war doch noch was. Richtig. Das Süsse kommt zuletzt. Ein nicht enden wollendes, langes Buffet verschiedenster Desserts erstickt jeden Versuch eines Widerstandes im Keim, wir greifen herzhaft zu. Um sein Gewicht zu halten, muss man eben manchmal auch etwas essen, wenn man keinen Hunger mehr hat. Während des Desserts haben wir auch die Möglichkeit, die Festschrift zu erwerben, welche Stoff für angeregte Gespräche liefert. Nach dem Dessert bedankt sich unser Festwirt Daniel Kluser beim Cateringteam und den Floorball Riders, welche uns den ganzen Abend hindurch hervorragend bewirtet haben.

Nachdem der offizielle Teil abgeschlossen ist, wird es Zeit, die Bar zu eröffnen. Zu Stimmungsmusik unseres DJ Fränzis wird getanzt, gelacht und gefeiert bis in die frühen Morgenstunden.

Der Tag danach. Die quantitativ beträchtliche Konsumation des besten aller Schweizer Biere führte dazu, dass der Schreibende am Sonntag mit einem leicht appenzöllisch gefärbten Dialekt konversierte. Er war dankbar, dass er bei den Aufräumarbeiten nicht anwesend sein musste und sich auf seine Kameraden vom OK verlassen konnte. Diese beendeten ihren Einsatz bei einem Raclette im Lindenberg – ein herzliches Dankeschön an die Faustballer für die Organisation des sommerlichen Käseschmauses!

Hans Jörg Burkhard
Männerriege TV Rüti

 

 

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